«Die Hemmschwelle, eine Galerie zu betreten, ist für junge Leute recht hoch», sagt Andrej Malogajski, während er sich seinen Weg durch Bohrmaschinen, Farbkübel und Spachtel bahnt. «Viele befürchten, scheele Blicke zu ernten, weil man ihnen ihre geringe Kaufkraft ansieht.» Hinzu kommen Öffnungszeiten von wenigen Stunden am Nachmittag oder ein Einlass auf Anfrage – und Werke etablierter Künstler, die eine Stange Geld kosten.
Nun soll es die Galerie Soon richten. Nach einer längeren Suche ist es den beiden Junggaleristen gelungen, einen Raum zu finden, der ihren Wünschen entspricht: eine ehemalige Schlosserei an der Lorrainestrasse 69. Die 150 Quadratmeter verteilen sich auf ein verschachteltes, auf zwei Ebenen angelegtes Industrielokal, das reichlich Platz bietet, um die Werke junger Künstler in Szene zu setzen.
Barbesuch mit kulturellem Einschlag
Damit erhält die bernstämmige Soon Galerie den langersehnten festen Standort. Seit der Gründung vor drei Jahren bot Soon die Werke der Künstler vor allem online und an Kunstmessen im In- und Ausland feil – oder mietete sich in Zürcher Lokalen
In Zürich kamen Schmid und Malogajski auf den Geschmack, den Ausstellungs- mit einem Barbetrieb zu kombinieren. «Die Leute schätzten es jeweils sehr, am Abend etwas trinken zu können und nebenher noch Einblicke in die Kunstszene zu erhalten», sagt Malogajski, der im Nebenamt als Kulturmanager tätig ist. Die Bar ist zwar – wie die anderen Räume in der Galerie – erst im Entstehen begriffen. Doch bis zur Eröffnung am Galerienwochenende (12. und 13. Januar) soll auch sie für die ersten Gäste bereit sein.
Jung, packend, professionell
Für die Eröffnungsausstellung haben Schmid und Malogajski die Künstler ihres Vertrauens aufgeboten. Darunter befinden sich Ruhmaspiranten wie der Solothurner Onur Dinc, der mit der Farbrolle filigranen Fotorealismus erschafft, Wes21 aus Biel, der Mann mit dem Hang zur grossformatigen Tiefenwirkung, oder der Illustrator Rodja Galli, der mit weltlichen Heiligenbildern von sich reden gemacht hat.
«Wir wollen zugängliche, junge, professionelle Kunst ausstellen», erklärt Fabian Schmid die Palette von Soon. «Zugänglich heisst: Die Werke erzählen eine Geschichte, die Sujets sind nachvollziehbar.» Sperrige Konzeptkunst kommt ihnen also nicht ins Haus. Doch wie gewährleisten sie die «junge Kunst»? Setzen sie eine Alterguillotine an? Schmid verneint. «Unsere Künstler arbeiten professionell, stehen aber am Anfang ihrer Etablierung.»
Für den WG-Haushalt und die Prestigesammlung
Die Soon-Künstler kommen aus der Malerei, der Fotografie, der Street Art und der Illustration – und sind noch bezahlbar. «Wer sich das Original nicht leisten kann, der kann dafür jederzeit auf einen qualitativ hochwertigen Druck ab 50 Franken ausweichen», sagt Malogajski. Nach der Eröffungsausstellung sollen etwa acht Einzelausstellungen von lokalen und internationalen Künstlern folgen.
Derzeit stellen die zwei Galeristen ihr Programm zusammen. Es richtet sich nicht nur an das heranwachsende Publikum: «Wir wollen jungen Leuten den Zugang zur Kunst erleichtern», sagt Schmid, «und gleichzeitig ältere dazu bringen, neue Strömungen in ihre Sammlung aufzunehmen.»