Bern — Einsame, melancholische Stadtlandschaften, damit trifft Igor Taritaš (*1987 Pakrac, Kroatien) den Nerv der Zeit. Schon vier der «Hopper’schen» Gemälde mit ihrer intensiven Farbpalette – für den Autor ein Tick zu schön – wurden aus der virtuellen Ausstellung in der ersten Woche an das Berner Publikum vermietet. Mit einer Apéro-Box haben sie die Galeristen persönlich ausgeliefert. Ob dabei, wie es der Werbe-Newsletter formuliert: «...ein genialer Hintergrund fürs Home-Office oder einfach ein täglicher Kunstgenuss bis der Frühling endlich kommt» gesucht wurde, lässt sich nicht eruieren. Sicher hat die Galerie SOON mit ihrer Aktion, die sich finanziell kaum rechnet, ihre Ziele erreicht – ist doch die Hälfte der Werke der Schau temporär in guten Händen und Aufmerksamkeit damit gewiss.
Die Galerie SOON kommt ursprünglich von der «Street Art» her, hat ihren Kreis aber erweitert und von 2016 bis 2019 an der Münstergasse gar die Räume der bekannten Galerie Rigassi übernommen. Heute funktioniert sie aber als Pop-Up. Anlässlich des Galerien-Wochenendes wollte man nun den im Ausland durchaus erfolgreichen Taritaš vorstellen. Nach der neuen kulturellen Hiobsbotschaft des Bundesrats war jedoch klar, dass man nicht bloss für zwei Tage öffnet. Vielmehr verbanden die Betreiber in der Folge geschickt die alte Idee des Kunst-Ausleihens, den Unterstützungsgedanken sowie die Sehnsucht des Galeriepublikums nach einer Vernissage.