Die Bar soll noch in diesem Jahr aufgehen

Der Bund, Januar 8, 2014

Zwei Berner Galeristen zeigen in der Soon Galerie junge Kunst. Seit einem Jahr ist die ehemalige Internetgalerie in der hinteren Lorraine sesshaft. Und endlich soll das Angebot der Galerie dauerhaft um Bier und Cocktails erweitert werden.

 

Vor einem Jahr wurde aus der Internetgalerie Soon eine Galerie in der Lorraine. Ein grosser Schritt?
Andrej Malogajski:
Es war definitiv ein guter Schritt. Wir hätten gerne von Beginn weg etwas Festes gehabt, fanden aber keine passende Räumlichkeit. Wir veranstalteten bereits zuvor Ausstellung, mussten damals aber immer warten, bis Räume frei waren. Hier können wir ganz anders arbeiten.
Fabian Schmid: Wir haben hier sehr schöne Räumlichkeiten gefunden. Allerdings befinden sie sich zuhinterst in der Lorraine. Manchmal wären wir lieber etwas näher beim Stadtzentrum. Aber bisher fanden die Menschen den Weg zu uns auch so.

Sie sagen von Sich, dass Sie ein breites Publikum erreichen wollen. Gelingt dies trotz der dezentralen Lage?
A.M.:
Obschon wir sehr wenige Spontanbesuche haben, ist unser Publikum bunt gemischt: Von pensionierten Menschen bis zu 16-jährigen Teenagern ist alles dabei.

F.S.: Wir sprechen dasjenige Publikum an, das 

wir möchten. Im Vergleich zu Vernissage und Finissage haben wir an gewöhnlichen Tagen aber schon deutlich weniger Besucher. Dieses Phänomen kennen Galerien im Zentrum auch. Was spannend ist: Da wir lagebedingt kein Laufpublikum haben, wissen wir, dass die Leute, die zu uns kommen, wirklich zu uns kommen wollen.

Die Leute wollen zu Ihnen kommen – wollen sie aber auch etwas kaufen? A.M: Ich habe schon erlebt, dass Leute zu uns gekommen sind, die nichts kaufen wollten, 

schliesslich dann aber doch etwas gekauft haben. Wir möchten, dass sich auch junge Menschen Kunst leisten können.
F.S: Wir bieten Werke für unterschiedliche Budgets an: Limitierte Drucke gibt es ab 90 Franken, die teuersten Bilder kosten um die 5000 Franken. Das Konzept bewährt sich – wir sind jedenfalls oft zufrieden mit dem Verkauf.

Ursprünglich wollten Sie ihrer Kundschaft nicht nur Bilder, sondern auch Bier und Cocktails verkaufen...
A.M.:
Die Umsetzung des Barprojekts benötigt mehr Zeit, als wir uns ursprünglich erhofft hatten. So verkomplizierten etwa behördliche Vorschriften das Vorhaben. Deshalb haben wir letztes Jahr beschlossen, uns in einer ersten Phase ganz auf die Galerie zu konzentrieren.

Aber die Pläne für die Bar bestehen noch?
F.S.:
Wir haben uns für den gastronomischen Teil inzwischen personelle Verstärkung geholt und hoffen, die Bar noch in diesem Jahr eröffnen zu können. Sie wird übrigens auch ausserhalb der Öffnungszeiten der Galerie geöffnet sein.
A.M.: Durch den Barbetrieb wollen wir Leute in unsere Galerie holen, die sonst nicht unbedingt in eine Galerie gehen würden.

Wie sehen die Zutaten des Kunst­Cocktails der Soon Galerie aus?
F.S.:
Rund drei Viertel der ausgestellten Künstler sollen aus der Schweiz stammen. Wir wollen junge Kunst zeigen. Es sind meist figurative und wenig abstrakte Werke...
A.M.: ...die einfach zugänglich, aber trotzdem innovativ sind. Uns faszinieren ungewöhnlich Ideen.
F.S.: Gleichzeitig wollen wir uns aber auch abgrenzen: So stellen wir beispielsweise selten Video- oder Konzeptkunst aus, auch nur wenig Fotografie. Nicht, weil uns dies nicht gefällt, sondern da wir uns aufgrund unserer beschränkten Ressourcen beschränken müssen.

Wie suchen Sie die Künstler aus, die im Soon ausstellen?
A.M.:
Wir haben eine Basis mit Künstlern aus der Schweiz, die wir schon lange kennen. Andere lernen wir über Kontakte oder an Ausstellungen kennen.
F.S.: Zudem suchen wir auch im Internet nach Künstlern.

Und dann fängt das grosse Buhlen an?
F.S.:
Wir haben mit unseren Künstlern eine ziemlich kollegiale Beziehung. Und da wir generell nicht mit Künstlern zusammenarbeiten, die bereits fix am Markt platziert sind, hält sich das Buhlen in engen Grenzen.

Was auffällt ist, dass Sie selten bis nie weibliche Kunst ausstellen.
F.S.:
Es ist schwierig, Frauen zu finden, die in unser Programm passen. Wir würden aber gerne mehr Frauen ausstellen. Vielleicht können wir ja an dieser Stelle einen Anruf starten.

Im Moment sind Sie gerade dabei, die Bilder für die kommende Ausstellung von Onur Dinc zu hängen.
A.M.:
Onurs Ausstellung ist mit «Sichtwechsel» betitelt und setzt diese visuell wie auch inhaltlich um. So gibt es Bilder, die je nach Perspektive unterschiedliches darstellen. Oder Bilder, die man drehen kann und die danach ein neues Bild ergeben.

F.S.: Man sieht den Werken an, dass Onur ursprünglich Bühnenmaler gelernt hat: Von Nahem weisen sie oft so etwas wie ein Bildrauschen auf, von weitem wirken sie dann aber 

Wie geht es weiter mit Soon?
A.M.:
Wir werden in den nächsten Monaten an internationalen Messen anzutreffen sein und wollen die Zusammenarbeit mit Galerien in New York, London, Mexiko oder Berlin vertiefen. Künftig möchten wir zudem die einzelnen Ausstellungen etwas länger hängen lassen, dafür etwas weniger Ausstellungen durchführen – zumindest haben wir uns das fest vorgenommen.